Besuch von Bischof Dr. Helmut Dieser aus Aachen in Kall

Dieser in Kall (c) Maria Mattes
Dieser in Kall
Datum:
Fr. 6. Aug. 2021
Von:
Maria Mattes

Kall. Bischof Dr. Helmut Dieser aus Aachen hat die vom Hochwasser getroffene Kirchengemeinde St. Nikolaus in Kall besucht.

Dieser in Kall II (c) Maria Mattes
Dieser in Kall II
Ein Besuch in der Region war aufgrund eines Krankenhausaufenthalts zu einem früheren Zeitpunkt nicht möglich. Auf die Frage nach seinem Gesundheitszustand antwortete er: “Ich hatte keine Ruhe mehr, ich wollte mal herkommen. Ich will es mit eigenen Augen sehen. Ich habe es nur über die Medien mitgekriegt und saß hilflos da.” Er wolle kommen und einfach gucken, was ihm gezeigt werde.
Der erste Blick des Bischofs ging in die leeren Räume des Pfarrhauses, denn Pfarrer Hellwig ist als einer der wenigen Priester im Bistum Aachen persönlich vom Hochwasser betroffen. Im anschließenden Rundgang durch Kall konnte der Bischof mit betroffenen Bürgern, Mitgliedern des Kirchenvorstands Kall und der Caritas sowie Mitarbeitern des KGV sprechen und sich die Erlebnisse der Flutnacht, den anschließenden Aufräumarbeiten und der aktuellen Lage aus vielen Blickwinkeln berichten und erklären lassen.
“Es bedrückt mich sehr“, meint Dr. Dieser nachdenklich. “Die Leute brauchen einen langen Atem. Im Moment ist noch alles sehr frisch, aber es wird jetzt still irgendwann. Und dann kommen auch seelische Dinge noch zum Tragen. Und da werden wir gefordert sein als Kirche. Es stellt sich die Frage: Was macht das mit den Menschen? Manch Leidtragende sind versichert und manche nicht. ,Der hat Glück, ich hab Pech’, werden Betroffene denken. Der eine kommt schneller wieder hoch, der andere hat das Nachsehen.”
Verändert es das Zusammenleben? Eine Rolle für die Kirche wird sein, die Menschen im Gespräch zusammen zu bringen, damit sie einander zuhören, und gleichzeitig das Bewusstsein zu stärken: Wir gehören immer noch zusammen hier im Ort. Wie können wir spüren, wir sind immer noch eine Gemeinschaft. Die Kommunikation wird ein wichtiger Baustein sein. Gerade dann, wenn die Abende wieder länger werden. Vielleicht muss man neue Gesprächsformate in den Gemeinden finden, um Überlegungen treffen zu können, wie man sich vielleicht noch mehr helfen könnte.
Für Bischof Dr. Dieser ist klar, dass Kirche und Caritas diese Aufgabe zusammen bewältigen müssen. “Es ist mein Hauptanliegen, dass wieder deutlicher wird: Seelsorge und Caritas sind gemeinsam stärker. Caritas/Diakonie und Glaube/Seelsorge/Verkündigung sind zwei Seiten einer Medaille. Das gehört zusammen! Wir helfen dem anderen Menschen, weil wir an Gott glauben. Und weil wir an Gott glauben, kommen wir auch wieder auf Ideen und interessieren uns für den anderen Menschen. Und wie wir mit den anderen Menschen umgehen, die in Not sind, hilft uns auch wieder nach Gott zu fragen. Das beflügelt sich gegenseitig."
Zum Abschluss besuchte der Bischof die Kirche St. Nikolaus und warf dabei einen Blick in das “Büro” von Pfarrer Hellwig in der Sakristei.