Rückblick auf die 31. Mundartmesse in Scheven

Premiere für Pfr. Klemens Gößmann

Mundartmesse Scheven 2024 (c) Maria Mattes
Mundartmesse Scheven 2024
Datum:
Fr. 19. Jan. 2024
Von:
Andrea Christiane Felden

Trotz Minusgraden draußen war die Schevener Kirche zur Freude aller voll besetzt. Man kennt die Mundartmesse in der Umgebung und es kommen viele Interessierte - auch von außerhalb der Gemeinde - zu diesem besonderen Gottesdienst, um von „Hätze op platt“ zu singen und zu beten. „Kott unn luhrt selevs“ lautete das diesjährige Motto der hellije Mess am 13. Januar 2024.

„Das Wort «Häer» im Eifeler Dialekt richtig auszusprechen ist schon eine große Herausforderung für mich. Da ist es mit «Herrjott» schon etwas leichter.“, schmunzelt Pfr. Klemens Gößmann im Vorfeld. Für den gebürtigen Westfalen, der seit September als Pfarrer die Kirchengemeinden Kall, Keldenich und Scheven leitet, war es die erste Mundartmesse, die er zelebrierte. Ein paar Sätze wagte er beherzt, op platt zu sprechen, was die Eifeler annerkennend mit einem Lächeln begrüßten. Tatkräftige Unterstützung erhielt er von Diakon und Mundartkenner Manni Lang, der seine Predigt mit den Worten: „Setzt üch, sofern et üch möchlich öss.“, einleitete. Er erzählte anschaulich die Legende vom 4. König: „Et jovv net
nur die 3 hellije Könnije, et jovv och noch ene 4.; doch der hatt Pech. Der kom an der Palm aan als die angere att fott woore (zur Krippe im Stall nach Bethlehem).“ Im Kern der Prädich ging es darum, was wirklich wichtig ist - nämlich Mitgefühl und Zuwendung - nicht Egoismus und Gleichgültigkeit.

Alle Besucher spürten, dass der Dialekt in seiner Direktheit die religiösen und menschlichen Anliegen unmittelbarer als die Hochsprache zum Ausdruck bringen kann und die Menschen in besonderer Weise anspricht. Schuldbekenntnis und Vater unser op platt wurden in der hellije Mess vermutlich konzentrierter gebetet als im üblichen Deutsch. Und auch der Friedensgruß wurde mit fröhlicheren Mienen gewechselt, getreu der Ermutigung „Wenn mer oss all de Hangk jevve, saare mer: De Fredde seij möt Dir.“ Gott versteht eben auch Mundart!

Für die musikalische Gestaltung sorgten Organist Christoph Schneider, die Bläser vom Hahnebömsche unter der Leitung von Stefan Reinders und der Kirchenchor Dottel-Scheven-Wallenthal unter der Leitung von Werner Harzheim. Der Chor unterstützte geübt die sangesfreudigen Jecken bei den mundartlich gesungenen Kirchenliedern oder abgeänderten Karnevalshits. Lektor Joachim Cremer trug in gekonntem Eefeler Platt die Lesung vor und die Tollitäten Prinzessin Laura I. (Bergheim) und Prinz Stefan II. (Böhm) übernahmen jeweils eine Fürbitte. Natürlich trat, abgesehen von einigen Krankheitsfällen, fast das gesamte Aufgebot der Karnevalsgesellschaft im Gottesdienst in ihren Uniformen auf: angefangen von Standartenführer und Herold über die Tanzgruppen, Elferrat, Präsident und Vorstand. Vorbereitet und organisiert wurde die Mundartmesse wie in den vergangenen Jahren von Maria Mattes, die gute Kenntnis der liturgischen Abläufe, ansprechende Zusammenstellung der Lieder sowie ein feines Gespür für die Bearbeitung der Texte erkennen ließ. Präsident Günter Feyen bedankte sich am Ende der Mess op platt zum letzten Mal bei allen Akteuren, da er nach dieser Session sein Amt aufgeben und in „Jeckenrente“ gehen wird.

Zum Schluss spendete die Gemeinde spontanen Beifall und verließ gutgelaunt mit fröhlichen Gesichtern zu den karnevalistischen Tönen der Bläser das Gotteshaus.