Aachen. Taufen, Erstkommunionen, Firmungen, Trauungen und Todesfälle – in Kirchenbüchern (Matrikeln) finden nicht nur Ahnenforscher und Wissenschaftler spannende Zeugnisse. 819 Originale aus dem Bistum Aachen beherbergt das Bischöfliche Diözesanarchiv Aachen in der ehemaligen Kirche St. Paul. Bisher mussten Interessierte, um in den Kirchenbüchern zu recherchieren, persönlich im Archiv vorbeischauen. Das ist ab sofort für die meisten Bände nicht mehr notwendig. Mit ungefähr 80.000 digitalisierten Seiten aus rund 400 Büchern aus 100 Pfarreien geht das Bistum Aachen auf der Online-Plattform Matricula an den Start.
„Weitere Kirchenbücher sind bereits digitalisiert, so dass das Angebot ständig erweitert wird. Zudem kommen aus den Pfarreien weitere Ablieferungen, die nach und nach bearbeitet werden“, betont Dr. Beate Sophie Fleck, Leiterin des Diözesanarchivs. Den Knopf für den Online-Start der Kirchenbücher drückte Generalvikar Dr. Andreas Frick: „Ich freue mich, dass wir diesen wichtigen Schritt gehen, um es Menschen – egal, wo sie sich gerade aufhalten – zu ermöglichen, ganz bequem online sich in alten Kirchenbüchern zu informieren. Mein ganz besonderer Dank gilt dem Team des Diözesanarchivs, ohne das dieses überhaupt nicht möglich gewesen wäre.“
Kirchenbücher gibt es für die katholische Kirche seit dem Konzil von Trient (1563). Das älteste Kirchenbuch im Bestand des Diözesanarchivs stammt aus der Pfarrei Burtscheid St. Michael. Aufgezeichnet sind hierin Taufen (1597-1640), Trauungen (1597-1641), Sterbefälle (1596-1641) und weitere Aufzeichnungen, etwa zu Einnahmen und Ausgaben, da das Kirchenbuch in der Anfangsphase als wichtigstes Handbuch des Pfarrers fungierte. Auch aus Weyer St. Cyriakus (Mechernich, Eifel) und Kaldenkirchen (Nettetal) liegen Kirchenbücher vor, die 1600 bzw. 1608 beginnen.
Die meisten Kirchenbücher im Bistum Aachen stammen jedoch aus dem 18. bis 20. Jahrhundert. Ein bei Führungen immer wieder gern bestauntes Kirchenbuch ist das 1811 beginnende Taufbuch von St. Paul in Aachen, in dem sich die Taufeinträge der beiden Seligen Clara Fey und Franziska Schervier befinden. „Kirchenbücher sind wichtige Quellen, die nicht nur den Grundstock für die Erforschung der eigenen Familie bilden, sondern viele weitere Fragestellungen zu historischen Themen beantworten können“, betont die Archivdirektorin. Aus ihnen lassen sich demografische Entwicklungen ablesen, etwa das Bevölkerungswachstum, Kindersterblichkeit oder das Heiratsalter.
Die Online-Plattform Matricula hat das Diözesanarchiv St. Pölten 2008 initiiert. Inzwischen sind an ihr acht Staaten beteiligt, aus Deutschland sind es zehn Bistümer. „Wir haben uns für diese Plattform entschieden, weil sie den Nutzenden einen sehr transparenten Aufbau bietet und zudem von Archivkollegen entwickelt worden ist.“, sagt Dr. Beate Sophie Fleck. Voraussetzung für die Einstellung ins Internet ist, dass die jeweiligen Schutzfristen abgelaufen sein müssen. Bei Taufen sind das zum Beispiel 120 Jahre.
Die Vorarbeiten bis zum Online-Start der Kirchenbücher aus dem Bistum Aachen waren sehr aufwändig: Die einzelnen Bände mussten nicht nur über Jahre hinweg digitalisiert werden, sondern für eine Online-Nutzung auch die Metadaten aufbereitet werden. Damit man Einträge schneller findet, wurden die digitalen Kirchenbücher, die in den ersten Jahrhunderten oft Mischbücher waren, d. h. verschiedene Amtshandlungen, aber auch weitere Namenslisten z. B. von Bruderschaften oder wirtschaftliche Einträge umfassten, in die einzelnen Bereiche getrennt und dann Datei für Datei ins Portal eingefügt werden.
„Ohne die zuverlässige Arbeit des Teams, insbesondere von Julia Haberstock, Marita Hermanns-Kuck und Charlotte Treutler, wäre das Projekt nicht umsetzbar gewesen“, erinnert die Archivleiterin an die komplexen Vorbereitungen, die auch die Einfügung von Hintergrundinformationen zu den einzelnen Pfarreien umfassten.
Das Diözesanarchiv – Gedächtnis des Bistums Aachen
Untergebracht ist das Diözesanarchiv mit drei Kilometern Archivalien in der ehemaligen Kirche St. Paul an der Jakobstraße. Zu den wichtigsten Beständen zählen unter anderem Dokumente der Bischöflichen Sekretariate, des Generalvikariates und des Domkapitels.
https://www.bistum-aachen.de/Bischoefliches-Dioezesanarchiv/
Bildunterschrift:
Mit 80.000 digitalisierten Seiten aus Kirchenbüchern startet das Bistum Aachen auf der Online-Plattform "Matricula": Die Archivarinnen Marita Hermanns-Kuck (v.l.) und Charlotte Treutler drückten gemeinsam mit Dr. Beate Fleck, Leiterin des Diözesanarchivs, und Generalvikar Dr. Andreas Frick symbolisch den Startknopf.