Gräbersegnung durch Laien – eine Betrachtung

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segnung gräber laien
Datum:
Di. 2. Nov. 2021
Von:
Zusammenfassung: Gudrun Klinkhammer

GdG Steinfeld. Zum ersten Mal wurden in Buir an Allerheiligen in diesem Jahr die Gräber

nicht von einem Priester gesegnet. Wortgottesdienstleiter Norbert Radermacher segnete die Gräber und griff dafür auf einen Text von Pastoralreferentin Alice Toporowsky zurück. Norbert Radermacher: „Auf Gesang wurde wegen der Corona-Pandemie bewusst verzichtet. Generell muss man sagen, es gab viele positive Rückmeldung zum Thema ,Laie segnet‘. Aber es gibt auch Menschen, die zukünftig auf die Gräbersegnung verzichten, wenn ,kein Pastor da ist‘. Doch wenn es auch schwerfällt, es scheint aktuell der gangbarste Weg zu sein.“ Optisch gesehen war der Friedhof in Buir am Sonntag sehr gut besucht.
Die Wortgottesdienstleiterinnen Dörte Grothues, Liesel Metzler und Monika von Hebel segneten mit weiteren Gemeindemitgliedern und Angehörigen der Toten die Gräber in Tondorf. Sie griffen ebenfalls auf einen bereit gestellten Text von Alice Toporowsky zurück: "In diesen grauen Tagen verwandeln wir den Friedhof in einen fast frühlingshaften Ostergarten. Wir drücken damit unseren Dank aus und unser stummes Gebet. Dankbar entzünden wir den Menschen ein Licht, die unser Leben heller gemacht haben.“ Der Friedhof in Tondorf war am Montag ebenfalls sehr gut besucht.
 
Gemeindereferentin Sigrid Lorse machte sich Gedanken über das Segnen, das eben nicht eine Tätigkeit ist wie Schuhe binden oder Zähne putzen. Sigrid Lorse schreibt:
„Gegenstände oder Personen segnen – Ich???? Klar, jeder Mensch kann und darf segnen! Das Wort ,Segnen’ kommt vom Lateinischen ,Benedicere‘. Übersetzungen sind: 1) gut reden, wohl reden, richtig reden 2) segnen, weihen3) lobpreisen, preisen. Daraus folgt, dass wir jedes Mal, wenn wir Jemandem etwas Gutes wünschen, ihn segnen. Eltern haben keine Hemmungen, ihre Kinder zu segnen und ihnen dabei ein Kreuz auf die Stirn zu zeichnen.
 
Der eigentliche Segen besteht in dem gesprochenen Wort. Im liturgischen Bereich fügt man diesem gesprochenen Segenswunsch, sei es bei der Segnung von Gegenständen oder Personen, häufig das Besprengen mit Weihwasser hinzu. Und dann wird es für den nicht geweihten Laien schwierig. Manch einer benutzt das Weihwasser Zuhause auch heute noch ganz selbstverständlich zum Segnen der Kinder, des Partners oder sich selbst. Vor dem Gebrauch des Weihwassers im öffentlichen Raum, etwa an Palmsonntag, zur Segnung der Kräutersträuße an Maria Himmelfahrt oder zur Gräbersegnung um Allerheiligen schreckt fast jeder Laie zurück und denkt: ,Oh nein, das ist doch ,Priestersache‘. Da bin ich nicht würdig‘…“
 
Gemeindereferentin Elke Jodocy machte sich ebenfalls Gedanken zur Gräbersegnung an Allerseelen durch Laien: „Wie ich 2008 auf dem kleinen Kirchenfriedhof in Ramscheid zum ersten Mal die Gräber der Verstorbenen gesegnet habe, da hatte ich ganz schön ,Bammel‘. Im Tun wurde mir dann immer mehr bewusst, dass es auch ein dankbares Verneigen vor den Verstorbenen ist, die unter uns gelebt haben. Wenn das jetzt Wortgottesdienstleiter*innen aus unseren Gemeinden tun, dann ist das doch noch glaubwürdiger, weil sie ja oft ganz konkret mit den Verstorbenen gelebt haben. Und es schließt sich ein Kreis vom ersten Segen der Eltern für das Kind zum letzten Segen der Kinder für die Eltern.“
 
Pastoralreferentin Alice Toporowsky geht auch sehr behutsam mit dem Thema um. Sie bemerkt: „Gerade Friedhöfe sind Orte, wo uns die Vergänglichkeit und Begrenztheit des Lebens ins Bewusstsein rückt - vielleicht in diesem Jahr noch stärker als sonst, vor dem Hintergrund von Corona-Pandemie und Hochwasserkatastrophe. Mir ist wichtig, dass an der Gräbersegnung zu Allerheiligen Trauer zur Sprache kommen darf und gleichzeitig die christliche Hoffnung ihren Ausdruck findet.“ Sie segnet die Gräber in Krekel mit folgenden Worten: "Wir stehen an den Gräbern unserer Angehörigen. Wir denken an unsere verstorbenen Eltern und Großeltern, Partner, Kinder und Verwandte. Erinnerungen kommen hoch oder sind direkt da. Aber so lebendig die Toten in unserer Erinnerung sein mögen – ihr Leben ist zu Ende. Wir stehen hier mit dem Schatz unserer Erinnerungen, mit Dankbarkeit – aber auch mit Traurigkeit. Wir stehen hier an Allerheiligen aber auch (und vor allem), weil wir unsere Verstorbenen dem Segen Gottes anvertrauen möchten."