Kall-Scheven. "Als ich in die Eifel kam, da kannte ich diesen Brauch gar nicht", sagte der Kaller Pfarrer Hans-Joachim Hellwig schmunzelnd, nachdem er die Gräber in Scheven an Kirmesmontag gesegnet hatte.
Nun, seit Jahrzehnten, ist ihm der Eifeler-Brauch, den etwa die Schevener hochhalten, geläufig.
Hermann Josef Cremer, 84-Jahre, und seine Ehefrau Martha, ebenfalls 84 Jahre, standen als Ur-Schevener am Grab ihrer Lieben - Eltern, Schwiegereltern und Geschwister - als Hans-Joachim Hellwig vorbei schritt gemeinsam mit zwei Messdienerinnen, um die Gräbersegnung durchzuführen.
Hermann Josef Cremer blickte danach im Gespräch zurück: "Vor 50 Jahren war die ganze Kirmes intensiver, der Ablauf der Kirmes ist aber schon ewig gleichgeblieben." Erst der Auftakt am Samstag. Anschließend der Sonntag, der Familientag, an beiden Tagen wurde kräftig gefeiert und am Sonntag viel selbstgebackener Kuchen gegessen.
Am Montag feierten die Schevener dann etwas intovertierter weiter, da sie sowieso eine kleine Atem-Pause benötigten. Am Dienstag ging es beim Hahneköppen nochmal so richtig zur Sache. Hermann Josef Cremer zwinkert mit dem Auge, als er seinen Schilderungen verschmitzt zufügt: "Und Mittwoch war dann kein Geld mehr da."
Vor einigen Jahren hatte es sich eingebürgert, dass für die Einheimischen und auch die Auswärtigen an Kirmesmontag nach der Gräbersegnung ein Frühstück angeboten wurde. Aufgrund der Corona-Pandemie konnte das in diesem Jahr - ebenso wie der gängige Kirmesablauf - nicht angeboten werden. Im kommenden Jahr, so hoffen die Verantwortlichen, soll die Kirmes und das Frühstück, das viele Schevener zusammen und eben auch wieder für einige Stunden in ihr Heimatdorf führt, allerdings wieder Wirklichkeit werden.
Bevor Domkapitular Hans-Joachim Hellwig die Gräber segnete, hielt er eine Dankmesse in St. Apollinaris in Scheven.