Wenn er mich anruft, dann will ich ihn hören. Ich bin bei ihm in Not, befreie ihn und bringe ihn zu Ehren. Ich sättige ihn mit langem Leben und lasse ihn mein Heil schauen. Ps 91, 15-16
Impuls zum 1. Sonntag der Fastenzeit (B) 2024
Wildes Tier
Wolf, Löwe, Bär
o je
nichts wie weg
Wildes Tier
Schlange, Skorpion, Krokodil
igitt
bloß nicht anschauen
Wildes Tier
Macht, Gewalt, imposant
doch nicht ganz so schlecht, bleib mal hier
Wildes Tier
Hinterlist, Neid, Durchtriebenheit
nur so kommt man weiter, schau mal an
Wildes Tier in mir
holt mich immer wieder ein
weglaufen zwecklos, blind renn ich in die Falle
Wildes Tier
lass dich anschauen, damit ich Klarheit bekomme
und reife
Gebet:
Lebendiger Gott, der du uns oft unter die wilden Tiere schickst, gib uns am Beginn dieser Fastenzeit den Mut, sie anzuschauen, uns mit ihnen in uns auseinanderzusetzen, damit wir reifen in dich hinein.
Segen:
Gott segne dein wildes Tier Machtgier in dir,
damit du fähig wirst, andere zu ermächtigen.
Gott segne dein wildes Tier Gewaltbereitschaft in dir,
damit du wirkmächtig Gottes Botschaft verkündest.
Gott segne dein wildes Tier Neid in dir,
damit du spürst, wessen du bedürftig bist.
Gott segne dein wildes Tier Hinterlist in dir,
damit du deine Klugheit für das Reich Gottes einsetzt.
(Predigt-)Impuls
Schaudert es Ihnen auch so beim Anblick einer Schlange? Oder überlegen Sie nicht auch manchmal, was Sie tun würden, wenn Ihnen ein Wolf begegnen würde? Ich glaube, keiner von uns ist so wahnsinnig auf eine Begegnung mit einem wilden Tier erpicht.
Und dann hören wir fast so lapidar, dass Jesus unter wilden Tieren lebte und ihm Engel dienten. Was um alles in der Welt hat dies zu bedeuten, dass es so wie fast das Selbstverständlichste von Markus berichtet wird?
Wilde Tiere werden in der Bibel schon immer auch mit Sinnbildern verbunden. Ausgehend davon, dass Gottes Schöpfung gut ist, wird aber auch schon im Schöpfungsbericht die Schlange als Verkörperung des Teufels gesehen. Wilde Tiere gehören also schon zur Urschrift der Bibel.
Daraus folgernd könnten wir in der jüdisch-christlichen Tradition stehend behaupten: Wilde Tiere, gehören quasi auch zur Schöpfungsgeschichte des Menschen und der Welt.
Aber warum? Könnte Gott uns nicht mit niedlichen Schoßhündchen, friedlich grasenden Pferden und schmusigen Katzen umgeben? Warum die wilden Tiere, die wilden Tiere auch in uns?
Wilde Tiere, sie sind in der Sinndeutung nicht nur wild. Wild werden sie erst, wenn ich mich weigere, mich mit ihnen auseinanderzusetzen. Die Sinnbilder der Tiere können meine unkontrollierte Gier nach Macht, Gewalt, Erfolg freilegen. Sie können mich auf meinen Neid, auf mein unstillbares Verlangen hinweisen. Sie können mich auf meine Bedürftigkeit hinweisen.
Und dann bedarf es des Engels, der mir in dieser Auseinandersetzung beisteht, mir die Wandlung dieser wilden Tiere in mir ermöglicht. Nur so geht Reifungsprozess, indem ich spüre, was hinter meinem Verlangen nach Macht, was hinter meinem Neid usw. steht. Und indem ich das ehrlich anschaue, mich damit auseinandersetze, kann Wandlung und Reifung geschehen. Jesus erkannte danach seinen Auftrag und verkündete das Reich Gottes. Antonius wurde ein Vorbild des Einsiedlerdaseins, ein Heiliger. Und was werde ich nach meiner Auseinandersetzung mit den wilden Tieren in mir verkünden?