Unser Retter Jesus Christus hat dem Tod die Macht genommen und uns das Licht des Lebens gebracht durch das Evangelium. 2 Tim 1,10
Impuls zum 13. Sonntag im Jahreskreis
Tastend
Außen vor
Blutend
Unberührbar
eine Frau,
die ausgeblutet ist
vom Dienen
tastet sich an den heran,
der sie heilen kann
und berührt als Unberührbare den,
der sich berühren lässt
Gebet
Gott, der du Tabus brichst um das Geheimnis zu wahren, dich bitten wir: Hilf uns, dass wir uns an dein Geheimnis herantasten, damit wir Heilung finden.
Segen
Gott schenke dir den Mut,
sich auf ihn hinzutasten.
Gott schenke dir die Freiheit,
sich ihm so zu zeigen wie du bist.
Gott schenke dir sein Wort,
das dir Heilung schenkt.
So segne dich und uns …
(Predigt-)Impuls
Das ist Tabu! Daran darfst Du Dich nicht heranwagen! Wichtige Sätze, die andere schützen und doch vorschnell gesprochen, Weiterentwicklung verhindern. Auf der anderen Seite: Da kenne ich kein Tabu, kein Pardon! Und es wird hemmungslos und verletzend.
Zwischen diesen beiden Polen schwankt das heutige Evangelium. Eine blutende Frau war damals unberührbar, war Tabu für die Menschen, wurde ausgegrenzt. Da wurde nicht gefragt: Warum blutest Du? Was ist mit Dir geschehen?
Wir können nur mutmaßen, was dieser Frau damals zugestoßen ist und haben kein Recht, in sie mit neugierigen Fragen einzudringen. Sie darf ihr Tabu, ihr Geheimnis wahren. Aber wir dürfen ihre Not sehen, uns von ihr anrühren lassen und zulassen, dass sie uns berührt, so wie sie damals allen Mut zusammengenommen hat und Jesus berührte. Welch ein Tabubruch! Eine Frau, dazu noch eine blutflüssige berührt Jesus, macht ihn nach damaliger Vorstellung selber unrein. Da ist Jesus auch zunächst ganz jüdischer Mann und erschrickt, was da geschehen ist. Und trotzdem: Von ihm geht eine Kraft aus, ganz ohne sein Zutun. Er verströmt quasi sein Geheimnis, dass er der Heiland ist, ganz unbewusst. Das ist eine Situation, die er selber zunächst einmal reflektieren muss und sich so seinem Geheimnis neu annähert. Und beide, Frau und Jesus treffen sich in dem, was ihr Geheimnis ist: Der Glaube.
Wunderschöne, theologisch, vielleicht ein wenig psychologische Reflexion des Evangeliums und jetzt? Was hat das mit mir zu tun?
Irgendwo blutet es in jedem Menschen, Verletzungen, Ausgrenzungen, irgendetwas, woran man sein Herzblut verloren hat und enttäuscht wurde. Das muss dieser Mensch, das muss ich nicht zu Markte tragen. Es gibt für jeden und jede von uns das Recht, das dies ein Tabuthema bleibt, ein Geheimnis. Aber jeder und jede darf nach Hilfe rufen, sich tastend dem nähern, was Heilung bringt. Und jeder und jede muss sich auf seine und ihre Art berühren lassen, ohne selber sein oder ihr Geheimnis preis zu geben. Nur so kann respektvolle Heilung gehen. Nur so kann letztlich Glauben gehen. Das Wort Gottes besitzen wir nicht. Den Himmel können wir uns nicht verdienen. Aber wir dürfen tasten und uns immer wieder neu berühren lassen von dieser Heilsgeschichte, die Gott mit seinem Geheimnis Mensch schreibt.