Impuls zum 15. Sonntag im Jahreskreis (B) 2024

Bild 15. Sonntag B 2024 (c) ejo
Bild 15. Sonntag B 2024
Datum:
Mi. 3. Juli 2024
Von:
ejo

Ich will in Gerechtigkeit dein Angesicht schauen, mich satt sehen an deiner Gnade, wenn ich einst erwache. Ps 17,15

Impuls

 

Nur ein Wanderstab

um abzuwehren die Gefahr

um sich zu stützen

um tiefer zu buddeln

um zum Himmel zu zeigen.

Nur ein Wanderstab in meiner Hand,

damit ich nicht schutzlos ausgeliefert bin

den Menschen, die mir zu nahe kommen wollen;

damit ich mich stützen kann,

wenn ich keine Kraft mehr habe;

damit ich tiefer in mich gehen kann

und meine inneren Schätze entdecke;

damit ich diese Schätze zu Gott erhebe

und den Menschen von ihm

und seiner Liebe zu  uns erzähle.

 

Gebet

Gott, du schickst uns los, nur mit einem Wanderstab. Sei du uns Stütze und Halt durch dein Wort, das du zu uns sprichst.

 

Segen

Gott schenke dir einen Wanderstab,

damit du dich abstützen kannst, wenn du zu fallen drohst.

Gott schenke dir einen Wanderstab,

damit du dich abgrenzen kannst und nicht Gefahr läufst,

dich im Vielerlei des Alltags zu verlaufen.

Gott schenke dir einen Wanderstab,

damit du tagtäglich nach ihm und dir buddeln kannst

in der Tiefe deiner Seele.

Gott schenke dir einen Wanderstab,

damit du in den Himmel zeigen kannst

und Gottes Reich mitten auf deinem Lebensweg  entdeckst.

 

(Predigt-)Impuls

Das ist schon verwunderlich, dass Jesus seine Freunde nur mit einem Wanderstab losschickt. Beim Betrachten meines Wanderstabes, den wir als Erinnerungszeichen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Fahrt zu den Passionsspielen vor zwei Jahren mitgegeben haben, da sind nicht nur Erinnerungen wachgeworden. Da spürte ich auf einmal, warum so ein Wanderstab für uns Christen unablässig ist.

Er erinnert uns daran, nie stehen zu bleiben, sondern uns bis ins hohe Alter innerlich immer wieder auf den Weg zu machen. Christen sind die Menschen, die auf dem Weg sind, so die Umschreibung, die schon sehr früh die Menschen dieser neuen Glaubensgemeinschaft gegeben haben. Von daher gibt es für uns kein „Es war schon immer so“ das meint, dass sich nichts verändern darf. Der Wanderstab ist für uns  Erinnerung, sich immer neu auf den Weg zu Gott, zu uns selbst und zu den Menschen zu machen.

Der Wanderstab ist Stütze, nichts für Faulenzer, sondern für Menschen, die mutig voran gehen, die etwas wagen. Damit sie aber nicht fallen, haben sie den Wanderstab und auch dann, wenn ihre Kräfte nachlassen.  Im Vertrauen auf diese Stütze können sie den Weg wagen und auch gefährliche Situationen überstehen. Und wer von den Lebenserfahrenen unter uns kann nicht erzählen, wie der Glaube sie gestützt und neue Kraft gegeben hat?

Man kann mit einem (Wander-)Stab auch Grenzen ziehen. Gerade in den asiatischen Disziplinen wie im Combat-Arnis, der von den Philippinen stammt, wird diese Grenzziehung eingeübt. Abgrenzung ist auch für Christen wichtig, nicht um sich elitär einzugrenzen, sondern um Übergriffigkeiten so nach dem Motto „Du bist doch Christ und kennst die Nächstenliebe. Daher kann ich Dich nach meinen Gutdünken benutzen“ abzuwehren. Ich brauche als Christ und Christin auch einen Raum für mich selbst und für meinen Dialog mit Gott. Und wer diese Grenze zu diesem wirklich heiligen Raum überschreitet, handelt missbräuchlich. Und mit diesem Stab können auch Maßstäbe gesetzt werden für christliche Werte. Ich kann Gedankengut abwehren, das diesen Werten widerspricht. Daher der Stab, um Grenzen zu setzen.

Der Wanderstab lässt sich aber auch zum Buddeln gebrauchen. So wie ich mit seinem unteren Ende in der Erde graben kann, so kann ich auch ganz vorsichtig und sachte bei mir graben. Und glauben Sie mir, Sie werden neben Erde und vielleicht auch Mist viele Schätze entdecken. Ja und selbst der Mist ist wertvoller Dünger, auf dem Neues wachsen kann.

Und nicht zuletzt ist der Wanderstab auch Hinweiszeichen. Mit ihm kann ich Signale setzen, in einer gewissen Weise auch kommunizieren, und ich kann ihn heben und zum Himmel zeigen. Christen sind Menschen, die Signale setzen für Gott. Das ist nicht immer spektakulär und aufsehenerregend. Aber vielleicht fragt der eine oder die andere, warum wir diesen imaginären Wanderstab mit uns herumtragen.

Ja, Jesus gab seinen Freunden nur einen Wanderstab mit und damit so viel.