Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich. Halleluja! Mt 5,3
Impuls zum 18. Sonntag im Jahreskreis
Nachtwache
den Bedrohungen des Dunkels ausgeliefert
der Einsamkeit bewusst
ausgeliefert sein
werden meine Sinne wach
erkennen das schwache Licht
der wolkenverhangenen Mondnacht
und geben die Chance
der Ruhe
der Achtsamkeit
bis ich das
bis ich den
erkenne
wonach ich mich sehne
und Wandlung geschieht
Gebet
Gott, in den unterschiedlichen Nachtwachen unseres Lebens gibst du uns die Chance zur Achtsamkeit, zur Wachheit und Wandlung. Hilf uns, dass wir dies nicht verschlafen, sondern unsere Sinne schärfen für das Geschenk der Nacht.
Segen
Gott segne deine Nächte,
dass du sie nicht verschläfst.
Gott segne deine Nächte,
dass du sie wahrnimmst und annimmst.
Gott segne deine Nächte,
damit Wandlung geschieht und du ihm begegnest.
(Predigt-)Impuls
Nachtwanderungen waren früher einer der Höhepunkte von mehrtägigen Ausflügen mit Jugendgruppen. Zuerst die Abenteuerlust, dann das Eintauchen in die Dunkelheit, das Schweigsam-Werden und das Neu- und Anders-Entdecken.
Nachtwachen können aber auch quälend und fordernd sein z. B. am Kranken- bzw. Sterbebett.
Nachtwachen können einen herausfordern. Das gilt sowohl für die lustige wie auch für die sehr ernste Nachtwache.
Bis heute sind Nachtwachen fester Gebetsbestandteil in den kontemplativen Orden. Was dort – für uns manchmal unverständlich, denn was hat der liebe Gott schon davon, wenn wir ihn selbst in der Nacht nicht in Ruhe lassen – praktiziert wird, ist das uralte Wissen darum, dass sich in der Nacht etwas wandeln kann.
Die Nacht, sie ist sowohl bei Mensch wie bei Tier oft die Stunde der Geburt und des Sterbens.
In der Stille, in der Einsamkeit der Nacht geschieht viel Existentielles, weil die Blickrichtung von außen sich nach innen richtet. In der Nacht bin ich viel mehr bei mir selbst als in den tagtäglichen Erledigungen und Reizen. Nicht umsonst heißt es im Volksmund immer wieder: „Schlafe noch mal eine Nacht drüber!“ Ja, die Wachsamkeit in der Nacht geht soweit, dass sie sich quasi im Schlaf vollzieht. Im Schlaf wird das Unbewusste wach, wird im Traum manchmal das ein oder andere klar.
Die Nacht wandelt. Daher feiern wir Christen die beiden zentralen Feste von Weihnachten und Ostern auch in der Nacht bzw. an der Schwelle zum neuen Morgen. In der Nacht geschieht Geburt sowohl zum irdischen wie zum himmlischen Leben. Ja, in der Nacht spüren wir, was wirklich in uns ans Licht drängt, welche Sehnsüchte uns letztendlich umtreiben und was wir zutiefst wünschen. Und es erfüllt sich in der Nacht, weil wir dort schutzlos und arglos dem Wandlungsprozess ausgeliefert sind. Vielleicht ist das die Belohnung des Knechtes, der auf die Rückkehr seines Herrn wartet. Vielleicht liegt in der bewussten Wahrnehmung der Nacht auch unsere ganz individuelle Belohnung Gottes, die Begegnung mit ihm.