Deine Worte, Herr, sind Geist und Leben. Du hast Worte des ewigen Lebens. Halleluja. Joh 6,63b.68c
Impuls
Körperkult
rank und schlank
ohne Falten
makellos
Topfigur
Was mach ich damit nur?
Kann zur Schau stellen dieses Luxusteil,
hoffe dass so mancher Blick darauf verweil.
Doch was ist, wenn all die Schönheit ist vorbei?
Bin ich dann den Menschen einerlei?
Worum muss ich mich dann sorgen,
dass mein gequälter Leib noch schafft das Morgen?
Im Leib zu sein, und sei er noch so geschunden,
dazu lädt Gott uns ein, ganz unumwunden.
Fleisch und Körper sind nur Hüllen,
Gott will unseren Leib erfüllen.
Denn Leib ist mehr als Körper und Figur,
darin stecken ja Schönheitsmittel nur.
Den Leib hat Gott sich als seine Wohnung ausersehn,
drum kann ich trotz Falten und Schmerzen zu mir stehn.
Gebet
Gott, du hast uns in unserem Leib als dein Ebenbild erschaffen. Dafür danken wir dir. Hilf uns, dass du in ihm wohnst und wir dich darin erfahren.
Segen
Gott segne deinen Leib, denn er wohnt in ihm.
Gott segne deine Beine, denn sie sind die Boten, die sich zu anderen auf den Weg machen.
Gott segne deine Knie, denn sie sind Zeugen seiner Größe.
Gott segne dein Becken, denn es ist Wohnort seines Lebens in dir.
Gott segne dein Herz, denn es ist die Kammer seiner Liebe zu dir.
Gott segne deine Arme, denn sie sind die Hilfen seiner Geborgenheit.
Gott segne deine Hände, denn sie sind Federn seiner Zärtlichkeit.
Gott segne deinen Rücken, denn er ist Bild seiner Auferstehung in dir.
Gott segne dein Gesicht, denn es ist Ausstrahlung seiner Freude.
Gott segne dein Haupt, denn es zeigt den Weg zu ihm.
Gott segne deinen Leib,denn er ist sein Tempel.
(Predigt-)Impuls
Irgendwie verwirrt mich der liebe Evangelist Johannes. Schreibt er doch am Anfang seines Evangeliums „Und das Wort ist Fleisch geworden“ (Joh 1, 14) und dann sagt er „Das Fleisch nützt nichts“ (Joh 6, 53). Ja was denn nun? Fleisch ist nicht gleich Fleisch? Da gibt es wohl einen gewaltigen Unterschied, der auch uns weiterhelfen kann und nicht nur theologische Haarspalterei ist. Er erschließt sich von einem anderen Bild, das auch im Evangelium vorkommt, von dem, dass der Menschensohn vom Himmel herabkommt, so der heilige Augustinus. Schon wieder Himmel und schon wieder Wandlung. Es ist die gewandelte Sicht auf meinen Leib.
Wenn es mir um einen funktionstüchtigen, schönen, nach Modemerkmalen makellosen Körper geht, dann ist das Fleisch. Dann ist das ganz profanes Mittel zum Zweck. Wenn es aber um meinen Leib geht, dann ist immer das Bewusstsein darin, dass er von Gott erschaffen ist und Gott auch darin wohnen will, ja wie Paulus es ausdrückt, er Tempel Gottes ist. Dann kann ich Erfahrungen mit meinem Leib auch anders deuten, dann sind Leiberfahrungen auch immer, zumindest ein Stück weit, Gotteserfahrungen. Und dann ist auch ein Körper, der keinen Modellmaßen entspricht, der Wunden und Zeichen von Arbeit und Alter trägt, ein schöner Leib, weil ich mich mit meiner Lebens- und Gottesgeschichte darin ausdrücke. Vielleicht kann ich mich dann ein ganzes Stück besser im Spiegel anschauen, meine Gebrechen anders annehmen und auf Entdeckungsreise in meinem Leib gehen und ihn fragen, was er mir von Gott erzählen will. Dann brauche ich nicht wegzurennen, weder vor meinem Spiegel noch vor meinen Schmerzen; dann brauche ich nichts zu verstecken, wenn Emotionen in mir laut werden, wenn mir die Galle hochkommt oder es in meinem Bauch vor Freude hüpft. Dann darf ich vor Gott sein als sein geliebtes Ebenbild. Dann kann ich vielleicht die Brotrede des Johannes anders hören und annehmen; dann kann ich vielleicht Kommunion, Eucharistie mit meinem ganzen Sein, mit Leib und Seele feiern.