Wende dein Ohr mir zu, Herr, hilf denem Knecht, der dir vertraut, sei mir gnädig, o Herr. Den ganzen Tag rufe ich zu dir. Ps 86, 1-3
Impuls zum 21. Sonntag im Jahreskreis
Überrannt
weil ich stehengeblieben bin
Überrannt
weil ich mir meiner Sache so sicher war
Überrannt
weil ich meinte, meine Position sei unumstößlich
Übermannt
weil mich da etwas gezogen hat
Übermannt
weil ich mich eingelassen habe
Übermannt
weil mir da einer unvergleichliches Ansehen gibt
und das Festmahl kann beginnen.
Gebet
Gott, deine Botschaft ist überwältigend. Hilf uns, dass wir sie an uns heranlassen und aus dem Staunen nicht mehr herauskommen.
Segen
Gott überwältige dich jeden Tag
mit dem Wunder der Schöpfung.
Gott überwältige dich jeden Tag
mit dem Wunder seiner Nähe.
Gott überwältige dich jeden Tag
mit dem Wunder des Lebens.
(Predigt-)Impuls
„Das ist doch klar“ „Da kann keiner mehr dran rütteln“ „Mein Posten ist unumstößlich“. Wie oft empfinden wir es als Erleichterung, wenn wir so etwas sagen können. Doch die Wirklichkeit sieht gerade in unserer schnellllebigen Zeit oft anders aus. Da ist die Arbeitsstelle, die ich als sicher erachtet habe, auf einmal in Gefahr. Da wirft mich Krankheit ganz aus der Bahn. Da überrollt KI die bis dahin gängigen Vorstellungen von der Nutzung eines PC‘s.
Irgendwie kann ich auch die Jünger und Jüngerinnen Jesu verstehen. Noch mehr wie wir lebten sie in einer sehr unruhigen Zeit. Und da war Sicherheit mindestens ein so großes Gut wie heute. Wie schön ist es da, sich auch in ihr zu wiegen und den anderen zu zeigen, dass man sprichwörtlich auf‘s richtige Pferd gesetzt hat. Klar, wenn Jesus seine Macht ergreift, dann bin ich dabei, dann habe ich Anteil daran.
Auch heute in der Vielfalt der Weltanschauungen wäre es doch schön, wenn wir so als wahre Katholiken und Katholikinnen wüssten, dass wir auf der richtigen und entscheidenden Seite, auf der Seite der Gewinner sind.
Doch Pustekuchen, Jesus treibt uns die vermeintlichen Sicherheiten aus. Das mag auch Aggressionen hervorrufen: „Wie, was, ich habe mich die ganze Zeit abgerackert und dann nimmst du jeden dahergelaufenen Trottel! Unverschämt! Dann wollen wir doch mal sehen, wer am längeren Hebel sitzt.“
Merken Sie etwas? In meiner Wut überschätze ich mich selber, möchte selber so ein bisschen „lieber Gott“ sein.
Und dabei ist doch allen Religionen gemeinsam, dass Gott eben Gott ist und damit immer wieder überraschend anders. Und nur in der Bereitschaft, mich immer wieder von diesem Gott übermannen, überwältigen zu lassen, kann ich mich seinem Wunder öffnen, dem Wunder, dass alle, mit oder ohne finanzielle und ideelle Sicherheiten, mit oder ohne Posten von ihm eingeladen sind.