Impuls zum 4. Sonntag in der Fastenzeit 2025 (C) - Laetare

Bild 4. Sonntag in der Fastenzeit 2025 C (c) ejo
Bild 4. Sonntag in der Fastenzeit 2025 C
Datum:
Do. 27. März 2025
Von:
ejo

Freue dich, Stadt Jerusalem! Seid fröhlich zusammen mit ihr, alle, die ihr traurig wart. Freut euch und trinkt euch satt an der Quelle göttlicher Tröstung. Jes 66,10.11

Impuls zum 4. Sonntag in der Fastenzeit

 

Vom Beichten haben wir genug

von endlos dahergesagten Sündenlitaneien

die nichts bewirken

von publikumsheischenden Bekenntnissen

die nicht wirklich Farbe bekennen

Vom Beichten haben wir genug

vom Versteckspiel hinter frommen Mauern

und Absolutionen, die nur bis um die Ecke reichen

Vom Beichten haben wir genug

vom Kleingemacht-werden, damit wir uns befriedigen

wie mit einer Droge

Gott aber hat nie genug von uns

wenn wir uns uns selber stellen

nicht prahlen mit dem, wie verrucht wir sind

beim Bekennen uns nicht wohlig in scheinbaren Verfehlungen suhlen

sondern echt sind

ungeschminkt

und das in uns wirken lassen

was nur er bewirken kann

echten Frieden

und uns stellen,

damit wir von ihm aufgerichtet werden

 

Gebet

Gott, danke, dass wir zu dir kommen dürfen. Danke, dass du uns annimmst, Du der uns so Fremde, du, der uns so Vertraute. Und so lass uns froh werden in deinem Entgegenkommen, das Frieden ist.

 

Segen

Gott segne dich,

wenn du dich aufmachst, Neues zu entdecken.

Gott segne dich,

wenn du das Leben feierst.

Gott segne dich,

wenn du an deine Abgründe kommst.

Gott segne dich,

wenn Du dich aufmachst das Alte neu zu entdecken.

Gott segne dich

und schließe dich in seine Arme.

 

(Predigt-)Impuls

Die diesjährige Fastenzeit ist von ihren Evangelien her sehr „sündenlastig“. Am vergangenen Sonntag hörten wir vom unfruchtbaren Feigenbaum und der Geduld des Gärtners. An diesem Sonntag kommt das wohlbekannte Evangelium vom „barmherzigen Vater“ und nächste Woche werden wir das Evangelium von der Ehebrecherin hören. Wer da noch kein schlechtes Gewissen bekommen hat, der ist selber schuld. Und was für Filme laufen da alles ab: „Ein braves Kind gehorcht geschwind!“ „Der liebe Gott sieht alles!“ „Wenn du nicht brav bist, dann musst du beichten!“ „Hast du auch alles gebeichtet?“ Wer mit mehr oder weniger von  solchen Sätzen groß geworden ist, der kuscht ganz schnell und fühlt sich immer minderwertig und dauernd schuldig. Ja, das geht oft so weit, dass Menschen, die gebeichtet  und die Absolutionsworte gehört haben, es immer noch nicht glauben können und sich weiterhin schuldig fühlen. Dabei lenkt Jesus in seinen Gleichnissen und seinen Taten den Fokus auf etwas ganz anderes: Auf den neuen Weg, auf die Chance, sich auszuprobieren dürfen ohne Angst vor Strafe zu haben. Nur so können wir innerlich wachsen, können wirklich erkennen, was für uns gut ist. Letztendlich geht so nur das Erwachsenwerden. Wie weit würde so mancher dunkle Beichtstuhl, wenn das die Grunderfahrung wäre: Beichte / Beichtgespräch als ein vertrauensvoller Ort, an dem ich über mein Leben reden kann, über das, was gelungen und das, was misslungen ist, um dann einen neuen Impuls für mein Leben zu bekommen. Das geht auch noch im Alter. Das geht immer wieder dann, wenn wir uns aufmachen und etwas Neues probieren mit der Lizenz zum Scheitern, nicht, weil wir das unbedingt wollen, aber weil es zum Menschsein dazu gehört und uns auch so manches Scheitern der Fülle des Lebens näher bringt. Das sollte ein seelsorgliches oder ein Beichtgespräch leisten: Nicht Skrupel, sondern Befreiung und neue Perspektiven.

Eine Bekannte, die jetzt weit über 80 Jahre alt ist, erzählte mir einmal, dass sie sich als Kind auf die Beichte gefreut habe. Wir haben sie alle sehr verwundert angeschaut. Und dann sagte sie: „Ach, da wurde das Konto auf null gestellt und ich konnte mich weiter erproben.“ Schallendes Gelächter, das ernst zu nehmen ist.