Verschaff mir Recht, o Gott, und führe meine Sache gegen ein treuloses Volk! Rette mich vor bösen und tückischen Menschen, denn du bist mein starker Gott. Ps 43, 1-2
Impuls zum 5. Sonntag in der Fastenzeit
Wie möchtest Du leben?
Wie möchtest Du sterben?
Lebe wie ein Weizenkorn -
sterbe wie ein Weizenkorn
umhüllt von der Erde,
die Dich trägt
genährt von dem,
was Dir Kraft gibt
gebe Dich hinein
in das Leben
und in das Sterben
damit reiche Frucht wird
Gebet
Gott, Tag für Tag erfahren wir, wie nahe Leben und Tod beieinander liegen. Lehre uns, uns in beides hineinzugeben, damit Leben Leben wird und aus dem Tod das Leben wächst.
Segen
Gott segne Dich,
wenn Du mitten
im Leben an den Tod denkst.
Er nehme von Dir
all das, was Dich ängstigt
und schreckt.
Er umhülle Dich im Leben
und im Sterben mit seiner Liebe
wie die Erde das Weizenkorn umhüllt.
Er nähre Dich mit dem Vertrauen,
dass Du im Leben und im Sterben wächst
und über Dich hinaus wächst.
Und so lasse er Dich erblühen im Leben
und über den Tod hinaus.
(Predigt-)Impuls
Das Johannesevangelium füllt wie immer im Markus-Lesejahr dieses relativ kurze Evangelium mit seinen oft schwer zugänglichen Texten auf. Der eine oder die andere mag innerlich stöhnen und so halb die Ohren auf Durchzug stellen. Doch manchmal ist Johannes nicht nur Philosoph und hoher Theologe, sondern auch versteckter Pragmatiker.
So ist für mich in diesem Evangelium ein Sterbeprozess beschrieben. Jesus weiß nach der Deutung des Johannes, dass sich in Jerusalem sein Leben entscheiden wird und es um Leben und Tod geht. Da kommt dann noch die lästige Anfrage von Griechen, die vielleicht sensationsgierig diesen jüdischen Rabbi sehen wollen. Doch Jesus schottet sich ab und macht unmissverständlich klar, worum es ihm im Leben geht und gegangen ist. Aber selbst so einer wie Jesus braucht Zuspruch, kann nicht ohne Beistand in diesen krisenhaften Stunden sein. Er braucht eine Hoffnung, auf die er hinlebt und hinstirbt. Erst dann kann er offen seinem Sterben und seinem Tod entgegensehen.
Wer mit Sterbenden zu tun hat, der weiß, dass diese sich vor ihrem Tod zurückziehen, oft nur noch bestimmte Menschen um sich haben oder ganz allein sein wollen. Da ist jeder neugierige Gaffer einer zu viel. Dieser Rückzug kann auch so sein, dass sie sich durch äußere Bewusstlosigkeit in sich selbst hinein begeben. Für sie selber wird in diesem Prozess klar, wofür sie gelebt haben und was ihnen wichtig war und ist. Manchmal geben sie es noch in wertvollen Sätzen an ihre Zugehörigen weiter. Und es bedarf dieses Zuspruchs, dass alles gut wird. Keine billige Vertröstung, sondern ein Sich-fest-machen in dem, was Zukunft und Halt gibt. Dann wird in einem letzten Schritt der Tod Erlösung, ein Hinüber-Gehen, ein Vollendet-Werden.
Wenn Misereor die Kaffee-Bohne, die in Kolumbien eine große Rolle spielt, in diesem Jahr zum Symbol der Fastenaktion gewählt hat, dann geht es ganz praktisch um dieses Tun, dass aus Hergeben Leben wird. Es geht darum, dass Menschen durch uns Lebenshilfe bekommen und der Kreislauf des Todes, der in Kolumbien sehr oft mit einer brutalen Drogenmaffia verbunden ist, durchbrochen wird. Durch Hingabe erwächst Leben, in unserem eigenen Leben und in dem der anderen.
Gehen wir in diesem Bewusstsein durch unser Leben, schätzen es wert und gehen dem Tod, der das neue Leben in sich birgt, entgegen. Gehen wir in diesem Bewusstsein in die kommenden Kar- und Ostertage, überspringen wir keinen Schritt, sondern üben wir uns ein in das Ostern, das jeden und jede persönlich im Leben erwartet, damit Leben Leben wird und aus Tod das Leben erwächst.