Gruß dir, heilige Mutter, du hast den König geboren, der in Ewigkeit herrscht über Himmel und Erde. "Sedulius"
Impuls zum Jahreswechsel 2023 / 2024
Schön war das gewesen, das Kind anzuschauen und sich von ihm anschauen zu lassen. Ach ja, so schön war das. Das konnten die Hirten in ihrem oft so grauen Alltag auch ein paar mal mehr gebrauchen, solche wirklichen „Augenblicke“. Und so beschlossen sie, noch einmal zum Stall zu gehen und die junge Familie zu besuchen. Doch o Schreck, da war keiner mehr – keine junge Mutter, kein sorgender Vater, kein kleines Kind. Die Krippe war leer, oder? Nein, nicht ganz: mitten im Stroh lag ein mit ungelenker Hand geschriebener Zettel: Ich bin dann mal weg – zu Euch!
Gebet
Du Gott der Abschiede und der Neuanfänge, du ewiger Gott, sieh auf uns, die wir uns hier versammelt haben, um zu begreifen, was du uns durch das alte Jahr hast sagen wollen und wie du im neuen Jahr für uns da sein willst. Erhelle unser Erinnern und unser Planen, damit unsere Zeit durch dich gesegnet sei. Darum bitten wir dich durch Jesus Christus, unseren menschgewordenen Herrn und Bruder.
Segen
Du Gott der Abschiede segne uns, damit wir loslassen können, was uns hindert am wahren Leben.
Du Gott der Anfänge segne uns, damit wir mutig mit dir neue Wege gehen.
Du Gott der Zeit und der Ewigkeit, segne uns, damit wir in dir lebendig sind.
(Predigt-)Impuls
„Ich bin dann mal weg“ – Dieses Buch von Hape Kerkeling einschließlich Film haben mittlerweile Kultstatuts erreicht. Das, was der Medienstar da über seine Auszeit auf dem Jakobsweg inpiriert hat, suchen auch heute unzählige Menschen auf dieser Pilgerreise mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen. „Ich bin dann mal weg“ – Es ist aber auch zu einem Synonym für ein Zurückziehen aus dem Alltag geworden. Viele haben dies zwischen den Jahren getan, sich einfach einmal aus dem herausgezogen, was sonst ihr Leben prägt und einen Gang heruntergeschaltet, sei es durch Urlaub oder sonstige Auszeiten. Mir ist aber auch bewusst, dass es in vielen Berufen – gerade im Einzelhandel – durch Umtauschaktionen, Inventur und Einkaufsrummel vor dem Jahreswechsel nicht möglich war. Und trotzdem ist da die Sehnsucht und das Bemühen, zumindest nach Feierabend ein wenig Ruhe in den Alltag zu bringen. Aber wozu dieser Rückzug, dieses Herunterschalten? Wenn es nur beim Fliehen aus dem Alltäglichen bleibt, dann ist diese Zeit schnell vorbei und hallt so wenig nach wie schon wieder eingepackte Krippen. „Ich bin dann mal weg“ – das ist eine Zeit des Nachdenkens, des sich auch noch einmal selber spüren und Ernstnehmens. Das ist kein teuer bezahlter und trotzdem billiger Wellnessurlaub, sondern eine in der Ruhe trotzdem sehr aktive Zeit, in dem ich über das Vergangene nachdenke, es noch einmal wie Schätze einsammle und auch das Schwere versuche mit einem etwas distanzierten und dann vielleicht auch versöhnlichen Blick zu betrachten. Es ist eine Zeit, in der ich vielleicht dem, was hinter all den Ereignissen, Erlebnissen und Begegnungen steht, ein wenig auf die Spur komme. Und in diesem Auf-die-Spur-Kommen komme ich vielleicht dem auf die Spur, der sich aus dem Himmel in unsere Wirklichkeit begeben hat, nicht – um es etwas despektierlich auszudrücken – um dem in unseren Vorstellungen vielleicht vorhandenen himmlischen Halleluja-Singen zu entfliehen, sondern um die Wirklichkeit ernst zu nehmen. Und so ist Gott dann mal weg – weg aus seinem Himmel hin zu uns, ja letztlich auch aus seinem Futtertrog, aus seiner doch recht behaglichen Krippe, hin zu seinen geliebten Menschen. Das ist dann ein „Ich bin dann mal weg“, eine Auszeit, die sich nicht selbst genügt, sondern die im zur Ruhe-kommen neue Perspektiven entwickelt, Perspektiven, die dem Leben dienen.
Egal wo und wie wir eine solche Auszeit gestalten, Gott ist mitten drin in unserem Leben, in unserem „Weg-Sein“. Und so wird dieses „Weg-Sein“ auch immer ein „Hin-Sein“, ein Hingehen zu den Menschen, ein Hingehen zu Gott. Damit ist diese Auszeit keine Zeit nur zwischen den Jahren, sondern immer wieder auch eine grundsätzliche Lebenshaltung: aus der Ruhe heraus immer wieder neu die Schritte in die Welt wagen und mit der Welt und ihren Menschen wagen. Es ist ein Wagnis des Glaubens und des Mitgehens mit unserem Gott, der sich zu uns hinbewegt, nicht nur in der Weihnachtszeit, sondern im ganzen kommenden Jahr 2015 und darüber hinaus.
„Ich bin dann mal weg“, Gott, zu den Menschen, die du mir ins Leben gestellt hast, zu dir hin. Sei du auch immer mal weg zu mir, damit das kommende Jahr ein Pilgerweg, ein Weg hinaus in die Welt mit dir sei.
Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes neus Jahr 2024