Die Erde ist voll von der Huld des Herrn. Durch das Werk des Herrn wurden die Himmel geschaffen. Halleluja! Ps 33, 5-6
Impuls zum 4. Sonntag der Osterzeit
Dahingestreckt
Ausgestreckt
Die Erde berührend
Mich von Kopf bis Fuß
wahrnehmen
und warten
bis ich
bei meinem Namen
gerufen werde
Gebet:
Gott, du der, nach dem wir uns ausstrecken. Lass uns aus dieser Sehnsucht leben und uns immer wieder aufrichten in deinem Namen und dir folgen.
Segen
Gott,
zu dem du dich ausstreckst
segne dich.
Er nehme deine Hingabe an
und wandle dich
in einen standhaften Menschen,
der seinem Ruf folgt.
(Predigt-)Impuls
Zu einem der beeindruckensten Riten bei religiösen Weihen in der katholischen Liturgie gehört das Ausstrecken des bzw. der, die das Versprechen abgeben, sei es bei der Priesterweihe oder aber auch bei den Versprechen in einer Ordensgemeinschaft. Und wenn ich noch einen Schritt weiter gehe, dann geschieht das zwar nicht in einer liturgischen Feier, ist aber nach katholischem Verständnis für das Ehesakrament unabdingbar: das Ausstrecken nach dem Ehepartner / der Ehepartnerin in liebender Vereinigung.
Sich ausstrecken, sich ausliefern, sich hingeben, das ist wesentlicher Bestandteil christlicher Existenz. Dabei könnte es uns angst und bange werden, ahnten wir nicht, auf wen wir uns letztlich hin ausstrecken.
Wenn Sie Lust haben, in einem geschützten Raum und in einer Zeit der Stille diese sogenannte Prostratio auch einmal leiblich nachzuvollziehen, dann achten Sie bitte darauf, was sich da in Ihrem Körper regt, was Sie spüren, was Ihnen angenehm oder auch unangenehm ist. Und stehen Sie bewusst wieder auf.
Oder diejenigen, denen das eine Nummer zu viel ist, können sich ja auch daran erinnern, wie sie am Strand oder sonst einem Ort bäuchlings ausgestreckt dalagen.
Wie es oft so schön heißt: „Es macht etwas mit einem.“ Und wenn ich es wirklich ernst meine, dann kann es geschehen, dass ich aus diesem Tun verwandelt aufstehe.
Und achten Sie dieses Aufstehen nicht gering. Es gehört mit dazu. Wir können nicht ewig liegenbleiben. Hingabe und Aufstehen und Tun in Jesu Namen, der mich beim Namen ruft, ist alltäglicher Vollzug meines Lebens.
Sie meinen, das sei zu hoch gegriffen? Sicherlich ist es so, dass weder, die, die diese Prostratio in einer liturgischen Feier vollzogen haben noch die, die es als spirituelle Übung zu Hause ausprobieren, immer mit diesem tiefen Bewusstsein herumlaufen.
Aber vielleicht kann die Praxis, die mir von einer alten Bäuerin überliefert wurde, so eine kleine alltägliche Prostratio, so eine alltägliche Hingabe sein. Von dieser Bäuerin wird erzählt, dass sie jeden Morgen nur diesen einen kleinen Satz als Gebet sprach: „Alles meinem Gott zu Ehren.“ Alles was ich tue, rede, denke versuchen diesem Gott anzuvertrauen, der mich beim Namen ruft: alltägliche Nachfolge, von der später vielleicht auch einmal erzählt wird „Wie Herr Soundso und Frau XYZ aufstand, da sprach er oder sie nur dieses kleine Gebet und ihr Leben wurde so zum Segen.“