"Kerzen anzünden" - täglicher Impuls in der Adventszeit 2020

Kerzenständer (c) Ida Prinz-Hochgürtel
Kerzenständer
Datum:
Mo. 7. Dez. 2020
Von:
Ida Prinz-Hochgürtel, Gemeindereferentin

„Geh’n wir 'ne Kerze im Heiligenhäuschen anmachen?“

Immer, wenn ich als Kind mit meiner Oma in Richtung des sogenannten Heiligenhäuschens ging, in dem bis heute eine Pietà, also Maria mit dem Leichnam Jesu auf dem Schoß, hinter dem Opferlichtständer steht, musste meine Großmutter mit mir eine Kerze anzünden gehen. Sie tat es, so glaube ich, immer sehr gerne.
Ich fand es faszinierend, beim Kerzenanzünden an meinen von mir sehr geliebten Opa zu denken. Denn die Kerze wurde immer für einen Menschen, meist einen Verstorbenen, angezündet. Dann knieten wir noch eine kurze Zeit auf der samtbezogenen und gepolsterten Kniebank – wann kamen meine eigentlich stets kaputten Knie ansonsten mit so etwas Edlem in Berührung? – und gingen wieder nach Hause.
Kerzen anzünden im Gedenken an einen Menschen, der verstorben ist oder in einer schwierigen Situation steckt oder als Dank dafür, dass etwas gut ausgegangen ist, ist etwas, was viele Menschen tun. Für mich ist die angezündete Kerze eine Stellvertreterin. Sie hält mein Anliegen wach, während ich schon wieder in den Alltag zurückgekehrt bin. Kerzenständer mit vielen brennenden Kerzen rühren mich stets an. Ich nehme die Sorgen und Nöte der Menschen mit (fast) allen Sinnen wahr.
Zugleich ist es in der Nähe eines Kerzenständers meist warm, hell und es riecht angenehm nach flüssigem Wachs. Der Platz mit den Kerzen strahlt eben auch spürbar die Hoffnung und das Vertrauen der Menschen aus.
Anders dagegen die Kerzen am Adventskranz. Sie sind eher für mich da. Sie machen die dunkle Jahreszeit hell und helfen mir, das Warten gelassener zu ertragen.