Wilde Wiese vor dem Haus Gottes

wildewiesesistig (c) Lothar Gerhards
wildewiesesistig
Datum:
So. 27. Juni 2021
Von:
Gudrun Klinkhammer

Sistig. Schon im vergangenen Jahr hat der Kirchenvorstand der Pfarre St. Stephanus in Sistig beschlossen,

einen kleinen Schritt zum bewussten Erhalt der Schöpfung zu wagen – und auf das regelmäßige Rasenmähen auf dem ehemaligen Kirchhof rund um die Pfarrkirche mitten im Dorf zu verzichten.

Seit zwei Jahren wachsen dort auf fast 2000 m² im Gras Margariten, Habichtskräuter, Glockenblumen, unterschiedlichste Gräser und wilde Möhren, die einer Vielzahl von Insekten Nahrung und Lebensraum bieten. In diesem Jahr entdeckte man sogar wilde Orchideen auf den alten Gräbern. „Das zeigt mir, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben!“ freut sich Lothar Gerhards vom Kirchenvorstand, auf dessen Initiative der Pflegeverzicht eingerichtet wurde. „Es sind vornehmlich Solitärbienen, Hummeln, Schwebfliegen und Schmetterlinge, die von Blüte zu Blüte fliegen – auch die Schaumzikaden und Grashüpfer haben unsere Kirchenwiese schon entdeckt“.

Die Wiese wird im Spätsommer mit vereinten Kräften gemäht. Aus Gras wird Heu gewonnen, das von einer Pferdebesitzerin im Dorf gerne angenommen wird. „Es ist reich an Kräutern und ein bisschen gesunder Segen ist wohl auch darin. Die Pferde fressen es jedenfalls gerne, “ schmunzelt Lothar Gerhards.

Damit die ausgesetzte Pflege auf dem heiligen Boden um die Kirche mitten im Dorf niemanden vor den Kopf stößt und unter den Gemeindemitgliedern keine Unzufriedenheit wegen des ausbleibenden Rasenschnitts entsteht, hat der Kirchenvorstand eine kleine Infotafel aufgestellt, die auf den neu entstandenen Lebensraum hinweist und Erklärungen zur ökologischen Pflege bietet.

Und: Die Menge an organischem Abfall hat sich auf einen Bruchteil verkleinert. Der Zeitaufwand für die Grünpflege ist deutlich geringer geworden – auch diese Nebeneffekte überzeugten die Gemeindemitglieder zusätzlich.

Die Bereiche um die Zuwegung zur Kirche und um die Kriegsgräber werden weiterhin regelmäßig gemäht und so in diesen Bereichen der gepflegte Rasen erhalten.

Lothar Gerhards: „Wir Christinnen und Christen sind in besonderem Maße aufgefordert, uns für den Erhalt der Schöpfung einzusetzen. Und was liegt da näher, als vor der eigenen Kirchentüre anzufangen.“