"Es sind schwierige Zeiten, die wir alle zusammen derzeit durchleben. Doch völlig egal, ob die Zeiten üppig oder schwierig sind, allemal einfacher werden sie, wenn wir teilen.
Teilen wir Sorgen, wird es uns leichter ums Herz und vieles wird erträglicher. Teilen wir den Wohlstand, dann ist das gleichzeitig eine Wohltat für das Gleichgewicht einer ganzen Gesellschaft. St. Martin, dritter Bischof von Tours (316/317–397), den wir in diesen Tagen, genau am 11. November, feiern, war ein Vorreiter und Meister im Teilen. Er breitete vor einem frierenden Bettler seinen teuren Mantel aus und schnitt das kostbare Kleidungsstück mit seinem Schwert einfach – zack – durch. Dem Bettler war durch den wärmenden Stoff geholfen und der gut betuchte St. Martin litt durch den „Verlust“ des halben Mantels trotzdem keine Not.
Corona – ein Wort inzwischen wie Donnerhall. Einschränkungen all‘ überall, jeder möchte jeden schützen und verhält sich im am besten sozial Corona konform. Was hätte Martin Bischof von Tours wohl in dieser Situation gemacht? Sieht man das Mantelteilen symbolisch, hätte er geteilt, wovon zu viel da ist und dafür gesorgt, dass diejenigen, die von etwas zu wenig haben, mehr bekommen von dem, was ihnen fehlt…..
Erwachsenen fehlt eventuell momentan die Arbeit, vor allem in den Lockdown-Phasen der Corona-Zeit. Kindern und Jugendlichen fehlt Zuwendung und Beschäftigung, alte Leute vereinsamen. Martin Bischof von Tours hätte eventuell in diesem Fall nicht seinen Mantel, sondern seine Zeit geteilt. Wir sind sogar in der glücklichen Lage, unsere Zeit ganz leicht teilen zu können dank zeitgemäßer Kommunikationsmittel. Wo Berührung und das direkte Gespräch vis a vis nicht möglich sind, da gibt es die sozialen Medien, über die man in Echtzeit schreiben kann.
Oder face-time – einfach anrufen, sich sehen, sprechen und freuen. Teilen als Teil des Alltags, seinen Nächsten lieben wie sich selbst. Nachbarschaftshilfe, gutes Tun in schweren Zeiten, dafür steht St. Martin seit vielen Jahrhunderten. Auch im Corona-Jahr können wir St. Martin und sein Handeln feiern. Doch nicht wie sonst. Tun wir es trotzdem, oder gerade jetzt!"
Ihr Pater Wieslaw Kaczor
Aquarell: Maf Räderscheidt