Geschichte der König-Orgel in Steinfeld / Eifel
Die Anfänge einer Orgel in der Klosterbasilika Steinfeld reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Die erste Orgel befand sich entweder als Schwalbennest-Orgel an der nördlichen Langschiffwand oder auf dem Lettner (als Lettner-Orgel), der sich bis 1509 unter dem dritten Joch befand, bis er dann ins Eingangsjoch der Basilika zurückversetzt wurde. Dort wurde um 1600 vermutlich durch Floris Hoque (Brabant) die erste große Orgel gebaut, von der es in einer Quelle von 1701 heißt, dass sie (vermutlich mit 17 Registern) mit allen Orgeln der Domstadt Köln wetteifern konnte, mit Ausnahme der Domorgel.
1678 errichtete der Klosterbruder Michael Pirosson ein neues achtfüßiges Hauptwerksgehäuse mit schwerem Barockdekor, dem nach 1720 der Chorherr Norbert Windheiser ein Rückpositivgehäuse und zwei Pedaltürme in der Emporenbrüstung hinzufügte. Unter Verwendung der alten Pfeifenbestände (17 Register) vollendete Balthasar König aus Bad Münstereifel 1727 ein Orgelwerk mit 29 Registern. Die mit Holzattrappen versehenen Pedaltürme erhielten erst 1879 selbständige Pedalregister.
Infolge der Säkularisation 1802 wurde die Prämonstratenser-Abtei aufgehoben. Die Klostergebäude wurden enteignet und versteigert; die Basilika blieb als Pfarrkirche erhalten. Die Pfarrgemeinde besaß aber nicht die Mittel, das alte Kulturgut so zu pflegen, wie es wünschenswert und notwendig gewesen wäre. So wurden auch die Schäden an der Orgel immer größer, bedeutende Reparaturen waren nicht möglich aber - nachträglich gesehen ein Glücksfall - die Orgel wurde auch in ihrer Substanz nicht wesentlich verändert.
1923 übernahmen die Salvatorianer die ehemalige Abtei und erneuerten die Klostergebäude. Die Diözese führte in der Basilika groß angelegte Restaurierungen durch. 1934 erweiterte die Firma Klais, Bonn, die Orgel auf 46 Register, elektrifizierte die Spiel- und Registertraktur und machte somit aus dem barocken Instrument ein dem Zeitgeist entsprechendes romantisches Orgelwerk. Wegen Funktionsstörungen musste die Orgel 1977 stillgelegt werden.
Die Orgelbaufirma Josef Weimbs, Hellenthal, wurde mit der Restaurierung der Orgel beauftragt. Ihr gelang es, sie nach vielen Forschungsarbeiten 1981 wieder in ihren ursprünglichen Zustand von 1727 zurückzuversetzen, was Spieltechnik als auch Klang anbetrifft. Die Orgel bildet heute ein lebendiges Zeugnis einer beispielhaften Restaurierung und genießt in Orgelfachkreisen mittlerweile einen Ruf, der sich in weltweite Dimensionen erstreckt. Mit 35 Registern und 1956 Pfeifen besitzt die Basilika Steinfeld die größte noch erhaltene dreimanualige Barockorgel des Rheinlandes.
Stimmung: Die Orgel klingt beinahe einen halben Ton höher. Das "A" liegt bei bei 436 Hz und 15 Grad.