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Liebe Leserin, lieber Leser,
es soll ja Leute geben, die freuen sich auf den Herbst und den Winter. „Weil man es sich da zu Hause so schön gemütlich machen kann“, sagen manche. Ich gehöre nicht dazu. Für mich hat der Herbst eher etwas von Abschied. Das Licht und die Farben des Sommers ziehen sich zurück. Diese Unbeschwertheit des Sommers (einfach abends noch zum See …) weicht. Das Leben findet wieder drinnen statt; es wird dunkler, kälter, unwirklicher. Die Blätter verfärben sich – das ist ja noch schön -, fallen dann aber ab. Vermodern.
Das ist der Kreislauf der Natur. Wachsen und Blühen, Reifen und Sterben gehören dazu, wie auch zu unserem Leben. Im Jahreskreis nimmt das Licht schon ab dem 21. Juni wieder ab. Auch der Mensch beginnt biologisch schon ab ungefähr 20 Jahren zu altern.
Mein Lieblingslied und Hoffnungstext gegen den Herbstblues steht im Gotteslob unter der Nr. 465:
„Das Jahr steht auf der Höhe, die große Waage ruht.
Nun schenk uns deine Nähe und mach die Mitte gut,
Herr, zwischen Blühn und Reifen, Ende und Beginn.
Lass uns dein Wort ergreifen und wachsen auf dich hin.
Kaum ist der Tag am längsten, wächst wiederum die Nacht.
Begegne unseren Ängsten mit deiner Liebe Macht.
Das Dunkle und das Helle, der Schmerz, das Glücklichsein
nimmt alles seine Stelle in deiner Führung ein.
Das Jahr lehrt Abschied nehmen schon jetzt zur halben Zeit.
Wir sollen uns nicht grämen, nur wach sein und bereit,
die Tage loszulassen und was vergänglich ist,
das Ziel ins Auge fassen, das du, Herr, selber bist.
Du wächst und bleibst für immer, doch unsere Zeit nimmt ab.
Dein Tun hat Morgenschimmer, das unsre sinkt ins Grab.
Gib, eh die Sonne schwindet, der äußre Mensch vergeht,
dass jeder zu dir findet und durch dich aufersteht.“
So realistisch, diese Worte. Dass es auch in unserem Leben einen Herbst und Winter gibt, dass es immer wieder gilt, Abschied zu nehmen, ja: dass unser Leben auf den Tod zugeht – das wird klar benannt. Für den Dichter, Detlev Block, ist das jedoch kein Grund, trübsinnig zu werden. Er macht Mut, sich in jeder Lebensphase an das Wort Gottes zu halten und dadurch zu wachsen. Er glaubt, dass Gottes Liebe unsere Ängste vor Tod und Dunkel überwinden kann. Der Wechsel der Jahreszeiten ist für ihn eine Mahnung, wach und achtsam zu leben; sich nicht an Vergängliches zu hängen, sondern an Gott, der Licht und Leben ist, für immer. Das macht mir Mut, mich dem Dunkel zu stellen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen schöne „goldene“ Oktobertage und Zuversicht für den beginnenden Herbst und Winter!
Alice Toporowsky, Pastoralreferentin