Daraus wurden inzwischen unzählige Messen in vier Jahrzehnten. Auf die Frage, warum er sich ausgerechnet Marmagen ausgesucht habe, sagt er schmunzelnd: "Ich hatte damals drei Pfarreien zur Auswahl. Nach Marmagen fuhr ich zunächst, ohne dass ich bei der ersten Erkundungsfahrt als Priester erkennbar war. Was mir auffiel und sofort gefiel: Die Leute grüßten hier alle, auch die Kinder." Dieser freundliche Wesenszug gefiel dem studierten Sozialpädagogen und bewog ihn, in das Dorf zu gehen, an dessen Ortsrand die Eifelhöhen-Klinik damals noch in voller Blüte stand. Sieben Jahre lang betreute er diese Klinik denn auch zusätzlich als Krankenhausseelsorger.
Wolfgang Frisch wurde am 19. Februar 1943 in Heinsberg geboren und wuchs in Heinsberg-Bremmen auf. Vom zweiten Schuljahr an wollte er Priester werden, was auch Wirklichkeit wurde. Erste Aufgaben führten ihn nach Herzogenrath-Kohlscheid und Mönchengladbach-Eicken. Wolfgang Frisch wurde in Marmagen mit einem rauschenden Fest empfangen, was er gar nicht für möglich gehalten hätte. In einem kleinen Film des Marmagener Reporters Johann Bretz, der Ausschnitte der Einführung von Wolfgang Frisch zeigt, sagt Frisch sinngemäß: "Dass die Marmagener gut feiern können, davon habe ich gehört. Aber dass die einfache Einführung eines Priesters so etwas geben könnte, das hätte ich niemals für möglich gehalten." Sein Vorgänger hatte ihm schon eine gewisse Ausnahmestellung angekündigt: "Wenn sie hierher kommen, dann sind sie der Fürsterzbischof von Marmagen."
Einmal im Amt schlug Pfarrer Wolfgang Frisch eine ganz neue Richtung ein als sein Vorgänger, was in den Anfangsjahren schon mal zu Reibereien führen konnte. Doch nach vier Jahrzehnten hat sich alles eingespielt und Wolfgang Frisch sagt über die Marmagener: "Wenn man den Marmagenern eine Sache erklärt und sie dafür begeistern kann, dann machen die auch richtig gut mit." So wurde eine dritte Glocke für die Pfarrkirche St. Laurentius angeschafft, zudem ein neuer Altar, ein Vorraum und ein Kreuzweg. Das Geld war schnell zusammen. Überhaupt, so der Pastor, seien die Marmagener nicht kleinlich. Kollekten würden immer mal Rekorde brechen. Anekdoten und Geschichten zum Staunen erlebte Pfarrer Frisch eine ganze Menge. Und es gibt nichts, was es nicht gibt. Als etwa das Milzenhäuschen noch eine einschlägige Rotlichteinrichtung war, saßen vor dem Priester plötzlich zwei Menschen, ein Mann und eine Frau, die in Köln kirchlich heiraten wollten. Der Priester fragte nach der Adresse, die beiden gaben das Milzenhäuschen an und gingen dort wohl auch dementsprechenden "Berufen" nach, was sie nicht davon abhielt, sich in einer katholischen Kirche unbedingt das "Ja"-Wort geben zu wollen. Frisch genehmigte die Trauung in der Domstadt.
Legendär auch die Geschichte der in der Kirche explodierten Madonna. Eine Kerze, Alluminium und eine chemische Reaktion hatten zu dieser Explosion und einem Brand geführt, der zum Glück schnell gelöscht werden konnte.
Stolz ist Pfarrer Wolfgang Frisch unter anderem auf den örtlichen Kindergarten. Der damalige Bürgermeister Hermann-Josef Mießeler lehnte zunächst den Plan ab, einen Kindergarten in Marmagen zu installieren. Doch die Marmagener Mütter und Frauen gingen zum Pastor und in einer gemeinsamen Aktion von Kirche und Zivilgemeinde gelang es, dass ein Kindergarten in Marmagen Fuß fassen konnte. Noch heute besucht Wolfgang Frisch in der Regel einmal pro Woche diese Einrichtung, um den Kontakt mit den Kindern und den Mitarbeiterinnen zu halten. Auch der Neuzeit verschließt sich der Mann, der so gerne lacht und auch liebend gern Karneval feiert, nicht. So macht er die Möglichkeit gerne mit, Gottesdienste über den Internetkanal Youtube im Live-Stream zu senden. Selbst von seinem Zahnarzt in Mechernich wird er darauf angesprochen, dieser sagte: "Ach, da kommt ja mein Lieblingspatient, den ich neulich wieder auf Youtube gesehen habe." Doch immer hat Pfarrer Wolfgang Frisch die Realität im Blick. Aufgrund seines Alters weiß er, dass er keine großen Sprünge mehr machen kann. Aber die kleinen, die macht er mit Genuss und lässt sie sich auch nicht nehmen. Ein großes Fest zu seinem 40-jährigen Standortjubiläum wollte er nicht machen, über kleine Gesten freut er sich sehr.