Bauliche Spezialitäten in der GdG-Steinfeld: Die Maria auf der Turmspitze in Golbach

Golbach Collage (c) gdg steinfeld
Golbach Collage
Datum:
Mi. 15. Juli 2020
Von:
Gudrun Klinkhammer

Üblicherweise werden Kirchturmspitzen von Hähnen oder Kreuzen gekrönt. Nicht so die kleine Kapelle in Golbach.

Die kleine Golbacher Kapelle Maria Hilf, an der der Eifelsteig vorbeiführt, besitzt eine Besonderheit, die in der ganzen Region, eventuell auch darüber hinaus einzigartig sein dürfte: Auf der Turmspitze des Kirchleins thront kein Kreuz und kein Hahn, sondern eine vergoldete Maria im Strahlenkranz. Anlässlich des 100-jährigen Bestehens erhielt das Gotteshaus 2004 diese Arbeit aus den Händen des Sistiger Kunstschmieds Stefan Pütz komplett neu vergoldet. Ebenfalls 2004 wurde eine neue Pfeifenorgel eingeweiht, gebaut von Orgelbaumeister Hubert Fasen aus Oberbettingen.

Ein wenig Historie zur Kapelle: Graf Dietrich VI. (1560-1593) führte in die Herrschaft Schleiden das Luthertum ein. Manche Ortschaften, dazu gehörten Kall, Golbach und Sistig, schafften es jedoch, katholisch zu bleiben. Sie gehörten einer bistumsähnlichen Gebietskörperschaft an, der der Steinfelder Abt vorstand.

Die Reformation stieß in seinem Gebiet auf erheblichen Widerstand, berichtet der Golbacher Helmut Jonas in seiner Dorfchronik. In Broich, Golbach, Sistig und Wintzen gab es immer nur vereinzelt und meist von auswärts zugezogene Evangelische, stellt die Chronik dar. Als Ketzer erwähnt wurden zwei Golbacher im 16. Jahrhundert: Johann Rauschwirth wurde als erstem Ketzer von Obergolbach das kirchliche Begräbnis verweigert; auch ein Wirth von "Golpach" namens Johann Rusch machte als Anhänger der neuen Lehre von sich Reden.

Erstmals als kirchliche Station wurde Golbach 1746 erwähnt. Im Jahre 1894 wurde Alfons Klöcker, wahrscheinlich als erster Golbacher, zum Priester geweiht. Am 23. Juli 1904 erhielt der Kaller Pfarrer Paffenholz von der erzbischöflichen Behörde die Ermächtigung, unter dem Titel "Maria Hilf" in Untergolbach den Grundstein zu einer Kapelle zu legen. Zu Ehren der "Mutter der immerwährenden Hilfe" bekam das Gotteshaus den Namen "Maria-Hilf-Kapelle". Der Bau im spätgotischen Stil erfolgte unter tatkräftiger Mithilfe der Bevölkerung. Am 29. Mai 1904 wurde die neu gebaute Kapelle eingesegnet.

Im Ersten Weltkrieg mussten viele Glocken der Eifel zur Bleihütte nach Kall geliefert werden, auch die Golbacher. 1924 erhielt die Kapelle elektrisches Licht.

Von den Anfängen bis 1930 wirkte der Golbacher Josef Klöcker als Küster und Organist. Von 1930 bis 1992 übernahm dessen Sohn Alfons Klöcker diese Ämter, danach Hildegard Reetz.

Ein Harmonium sorgte lange Zeit für den guten Ton, 1971 ersetzte eine elektrische Orgel das altgediente Instrument. Zum 100-Jährigen zog eben eine kleine, feine Pfeifenorgel ein. Gründlich renoviert wird die Kirche seit 1999. Durch Erdbebenschäden entstandene Risse mussten ausgebessert werden und die Heizung wurde ausgetauscht. 2003 wurden die feuchten Grundmauern gründlich saniert. Viele Arbeiten vollbrachten der Kapellenvorstand und weitere fleißige Helfer in Eigenleistung. Der Kaller Heimatforscher Hans Peter Schiffer, Autor diverser Bücher über die regionalen Kirchen und Kapellen, kann nur eine Erklärung für die bauliche Besonderheit auf der Turmspitze in Golbach liefern, und das mit leicht verschmitztem Unterton: "Die Madonna im Strahlenkranz weist auf das Matrozinium der Golbacher Kapelle hin. In diesem Fall ist es ja kein Patrozinium."