"Gott kommt in die Welt" - täglicher Impuls in der Advents- und Weihnachtszeit 2020

steinfeld krippe kirfel (c) Helmut J. Kirfel
steinfeld krippe kirfel
Datum:
Fr. 25. Dez. 2020
Von:
Alice Toporowsky

Wenn ich erst mal die ganzen Weihnachtseinkäufe erledigt und die Geschenke eingepackt hätte …

dann könnte ich einen Gang runterschalten und ein bisschen zur Besinnung kommen
Vielleicht kennen Sie auch solche Sätze, die anfangen mit „Wenn ich erst mal …“ – nicht nur bezogen auf Weihnachten.
Wenn ich mal Zeit hätte …
Wenn Corona endlich vorbei wäre …
Allen diesen Sätzen gemeinsam sind die vielen Konjunktiv-Formulierungen. Wenn es anders wäre, dann könnte ich …
 
Wie oft hadere ich mit der Wirklichkeit.
Mit der Wirklichkeit im Großen – der Politik, der Ungerechtigkeit der Welt, der Pandemie.
Und auch an meiner kleinen, persönlichen Wirklichkeit reibe ich mich auf – an meiner Arbeit, den Menschen in meiner Umgebung, die mir manchmal auf die Nerven gehen. An dem ganzen alltäglichen Trott.
Genau hier setzt die Steinfelder Krippe an.
 
Es ist eine Eifeler Bauernkrippe. Fritz Remes hieß der Künstler, der sie in den Jahren 1998-2001 geschnitzt hat.
Die Krippe stellt einen kleinen Ausschnitt aus Urft dar. Die Häuser, die man sieht, hat es so in Urft gegeben, und auch die Figuren ähneln Menschen, die wirklich in dem Dorf gelebt haben.
 
Die ganze Szene drückt Alltag und Geschäftigkeit aus.
Menschen machen Besorgungen, holen Holz, bringen Getreide zur Mühe und Stroh in die Scheune. Sie kümmern sich um Kinder und ums Vieh. Sie reden miteinander.
Da ist auch der Wirt des Urfter Gasthauses, der mit einer ablehnenden Geste Maria und Josef wegschickt. „In der Herberge war kein Platz für sie.“
Die Krippendarstellung verklärt nichts. Sehr ungeschminkt, fast drastisch wird dargestellt, wie es in dem kleinen Ort menschelt.
 
Mitten in diesem gewöhnlichen Geschehen ereignet sich die Menschwerdung Gottes.
Die Bewohner dieses kleinen Ortes müssen nicht erst aufräumen oder sich umziehen. Genau hier, in einer Scheune mitten in ihrem Dorf, kommt Gott zur Welt.
Vielleicht haben es noch gar nicht alle mitbekommen. Der größte Teil der Bewohner scheint einfach weiterzumachen mit dem, womit er gerade beschäftigt war.
Das hält Gott nicht ab. Er kommt zur Welt, mitten in das ganz normale Leben – in das Leben, wie es IST, nicht wie es sein sollte.
 
Ein paar Bewohner des Ortes haben das Wunder in der Scheune entdeckt und sind hingegangen. Stehen still da und staunen und spüren, dass hier etwas ganz besonderes geschieht.
Gott wird Mensch.
 
Er kommt in unsere Enge, in unsere Gewöhnlichkeit und Schäbigkeit.
In die Enge und Einsamkeit des Lockdowns.
Auch Unordnung und Ablehnung halten ihn nicht ab.
Er nimmt unsere Realität – MEINE Realität – an.
Er lässt sich finden – da, wo ich bin.
 
Für Gott muss nicht erst etwas anders werden, damit Er kommt.
Ich wünsche Ihnen, dass Spuren von Gottes Nähe entdecken – da, wo Sie leben, heute an diesem Tag, in diesem besonderen Jahr 2020.
 
Frohe Weihnachten!