Predigt zum fünften Hermann-Josef-Dienstag; „Gott schreibt auf krummen Linien gerade“

hermann josef glas (c) wk
hermann josef glas
Datum:
Di. 13. Apr. 2021
Von:
Wieslaw Kaczor

Albert Einstein, der große Denker, Mathematiker, Physiker und Nobelpreisträger,

geriet mit seinen Lehrern in Konflikt, weil er rebellisch war und schlecht in Französisch. Er musste die Schule wechseln, erlangte nur auf großem Umweg das Abitur und musste sich seinen Weg an die Hochschule frei kämpfen. Trotz dieser „Kurven“ gilt er heute als der bekannteste Wissenschaftler der Neuzeit.
 
Noch ein weiteres Beispiel für eine krumme Linie, die gerade wurde:
Thomas Mann, Schriftsteller und Nobelpreisträger, blieb zweimal sitzen und schaffte die mittlere Reife nur mit „Ach und Krach“. Die Schule langweilte ihn, ein Volontariat bei einer Feuerversicherungs-gesellschaft langweilte ihn noch mehr. Das väterliche Vermögen erlaubte ihm dann allerdings ein Leben als freier Schriftsteller, was ein Glücksfall war, denn Thomas Mann erhielt 1929 den Nobelpreis für Literatur.
 
Auf das Leben von König David, das nicht nur rühmliche Taten aufweisen kann, sondern auch auf ziemlich krummen Linien verlief: „Zur Zeit eines Feldzugs gegen die Ammoniter schlief David mit Batseba, der Frau von Urija, einem Hethiter, der einer seiner Offiziere war. Ihr Ehemann befand sich zu der Zeit fernab vor dem belagerten Rabba.
 
Als David erfuhr, dass Batseba von ihm schwanger war, ließ er Urija in der Hoffnung nach Jerusalem zurückkehren, dieser würde mit Batseba schlafen und das Kind später als eigenes anerkennen.
 
Urija weigerte sich jedoch, das eigene Haus zu betreten und bei seiner Frau zu schlafen, solange die Kriegshandlungen andauerten und den anderen Soldaten dieses Vorrecht verwehrt sei. – Womöglich durchschaute er auch Davids Absicht.
Daraufhin befahl David dem Soldaten Joab in einem von Urija persönlich überbrachten Brief, diesen an die vorderste Front zu stellen und sich dann von ihm zurückzuziehen, damit Urija im Kampf umkommen sollte.
Diesmal ging Davids Plan auf, und er heiratete die Witwe.
 
Das war vielen ein Dorn im Auge, besonders dem damaligen Propheten Natan, der sich um den wahren Kult Gottes und um die Sittlichkeit in Israel gekümmert hat. Der Prophet Natan drohte ihm dafür Gottes Strafe an, und das Kind Batsebas starb. Trotz seiner Sünde blieb David in der Darstellung des Buches Samuel der Liebling Gottes, auch wenn ihm zur Strafe verwehrt blieb, den Jerusalemer Tempel zu bauen. Dies blieb dem zweiten Kind vorbehalten, das Batseba dem David gebar, nämlich Salomo.“
 
Trotz seiner krummen, unrühmlichen, ja kriminellen Vergangenheit zählt König David zu den Vorfahren Jesu und nimmt eine besondere Stellung in seinem Stammbaum ein. David wurden seine Sünden verziehen, weil er seine Taten bereute. David verließ sich auf Gottes Barmherzigkeit.
 
Wie wir im von David verfassten Psalm 51 lesen können, verstand er es, sich selbst - ein großer König - klein zu machen, und Gott aus tiefstem Herzen um Verzeihung zu bitten. In diesem Bittgebet schreibt er:
 
„Gott sei mir gnädig nach deiner Huld.
Tilge meine Frevel nach deinem reichen Erbarmen!
Wasch meine Schuld von mir ab
und mache mich rein von meiner Sünde!
Denn ich erkenne meine bösen Taten,
meine Sünde steht mir immer vor Augen;
Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz,
und gib mir einen neuen, beständigen Geist."
 
Das „sich klein machen“ vor Gott hat ihn groß gemacht; sich in das richtige Licht stellen, eigene Schwächen eingestehen, und um Verzeihung bitten. Erkenntnis: Einen Menschen darf man niemals „abschreiben“, auch wenn er gerade mit Höchstgeschwindigkeit über eine Kurve brettert, oder schon eine unrühmliche Vergangenheit besitzt; und schon gar nicht,
wenn er sich selbst gerade deswegen schämt;
denn Gottes Barmherzigkeit ist grenzenlos.