INTERNATIONALER ORGELSOMMER

ERÖFFNUNG - INTERNATIONALER ORGELSOMMER

Datum:
Sonntag, 23. Juni 2019 16:00
Ort:
Kirche St. Potentinus, Felicius, Simplicius Steinfeld
Hermann-Josef-Straße
53925 Kall-Steinfeld

„INTERNATIONALEN ORGELSOMMERS“ in der Basilika Steinfeld

Sonntag, 23. Juni 2019, 16 Uhr

Am Sonntag, 23. Juni, wird um 16 Uhr mit einer Orgelvesper des Trierer Domorganisten Josef Still der diesjährige „Internationale Orgelsommer“ in der Steinfelder Basilika eröffnet. Im Verlauf dieser Konzertreihe werden in diesem Jahr international bekannte Organisten aus Griechenland (Ioanna Solomonidou, Thessaloniki), Belgien (Luc Ponet, Tongeren), Polen (Maria Magdalena Kaczor, Koscian), Neuseeland (Paul Rosoman, Wellington) sowie Japan (Kensuke Ohira, Tokio) an der historischen König-Orgel gastieren. In seinem Eröffnungskonzert wird Josef Still Mendelssohns historisches Leipziger Bach-Konzert von 1840 spielen.

Im Steinfelder Orgelkonzert werden an den Stellen, da Mendelssohn improvisierte, Sätze aus seinen Orgelsonaten erklingen. Auch die Konzertpause von 1840 wird ausgefüllt durch ein Allegretto aus einer der Sonaten.

Der Eintritt zu den sonntäglichen Vesperkonzerten ist generell frei, um aber die entstehenden Kosten zu bestreiten und die Künstler für Ihr Wirken angemessen honorieren zu können, wird eine Spende in Höhe von wenigstens 5 Euro erbeten.

Josef Still, geboren 1959 in Deggendorf an der Donau, studierte ab 1979 an der Staatlichen Hochschule für Musik in München die Fächer Katholische Kirchenmusik und  Konzertfach Orgel bei den Professoren Gerhard Weinberger und Franz Lehrndorfer. Ein Aufbau-Studiengang Konzertfach Cembalo bei Prof. Hedwig Bilgram schloss sich an. 1983 begann seine Tätigkeit als Kirchenmusiker und Dekanatskantor in Neu-Ulm. Seit 1994 ist er Domorganist an der Hohen Domkirche Trier und Orgelsachverständiger für das Bistum Trier. Er spielt zahlreiche Konzerte als Organist und Cembalist, sowie Rundfunk-, Fernseh- und CD-Aufnahmen. In der Gesamtaufnahme der Orgelwerke von Max Reger bei NAXOS ist er mit drei CDs an der Trierer Schwalbennestorgel vertreten.

© Josef Still, Trier (c) © Josef Still, Trier
© Josef Still, Trier

Das Leipziger Bach-Konzert von 1840

„Am Donnerstag habe ich hier in der Thomaskirche ein Orgelkonzert gegeben, von dessen Ertrag der alte Sebastian Bach einen Denkstein hier vor der Thomasschule bekommen soll. Ich gab’s solissimo und spielte neun Stücke und zum Schluss eine freie Fantasie. Das war das ganze Programm. Obwohl ich ziemlich bedeutende Kosten hatte, sind mir doch über 300 Thaler rein übrig geblieben...“

Dies schrieb Felix Mendelssohn Bartholdy vier Tage nach seinem Leipziger Orgelkonzert vom 6. August 1840 in einem Brief an seine Mutter. Die Absicht, ein weiteres Orgelkonzert zu geben, verwirklichte er nicht. Das restliche Geld für den Denkstein brachte Mendelssohn durch zwei andere Konzerte auf, die erste Leipziger Aufführung der Matthäus-Passion seit Bach in der Thomaskirche am Palmsonntag 1841 und das Konzert am 23. April 1843, dem Tag der Enthüllung des Denksteins, im Saal des Gewandhauses.

Die Orgel der Thomaskirche, auf der Mendelssohn sein Konzert spielte, existiert heute nicht mehr. Sie wurde im Jahre 1889 abgerissen. Nähere Beachtung verdient Mendelssohns Programm. Anders als in heutiger Konzertpraxis brachte man zu Beginn des 19. Jahrhunderts überall dort, wo Musik dargeboten wurde, Zeitgenössisches zu Gehör.

Unter den Zuhörern des Mendelssohnschen Orgelkonzertes war Robert Schumann. Dieser schätzte die Zahl der Besucher auf 400 bis 500 und schrieb danach in der Neuen Zeitschrift für Musik:

„…Wie Mendelssohn das königliche Instrument Bachs zu handhaben versteht, ist schon anderweitig bekannt; und dann waren es lauter köstliche Kleinodien, die er gestern vorlegte, und zwar in herrlichster Abwechslung und Steigerung, die er nur zu Anfang gleichsam bevorwortete, und zum Ende mit einer Phantasie beschloss.

Nach einer kurzen Einleitung spielte er eine Fuge in Es-Dur, eine gar prächtige auf drei sich über einander aufbauende Gedanken, hierauf eine Phantasie über den Choral “Schmücke dich o liebe Seele“, ein unschätzbares, seelentiefstes Musikstück, wie es irgend einem Künstlergemüth entsprungen, sodann ein groß-brillantes Präludium mit Fuge in A-Moll, beide sehr schwierig auch für Meister auf der Orgel.

Nach einer Pause folgte die Passacaille in C-Moll, 21 Variationen, genialisch genug ineinander gewunden, dass man nur immer erstaunen muss, auch von Mendelssohn vortrefflich in den Registern behandelt, nach diesen eine Pastorella in F-Dur, wie nur irgend ein Musikstück dieses Charakters in tiefster Tiefe gedacht werden kann, der sich dann eine Toccata in D-Moll mit Bach’isch-humoristischem Präludium anschloss. Den Schluss machte eine Phantasie Mendelssohns, worin er sich denn zeigte in voller Künstlerglorie; sie war auf einen Choral,‘irr‘ ich nicht, auf den Text “O Haupt voll Blut und Wunden“ basiert, in den er später den Namen Bach und einen Fugensatz einflocht, und rundete sich zu einem so klaren, meisterhaften Ganzen, dass es gedruckt ein fertiges Kunstwerk gäbe. Ein schöner Sommerabend glänzte zu den Kirchenfenstern herein; außen im Freien wird noch mancher den wunderbaren Klängen nachgesonnen haben, und wie es doch in der Musik nicht größeres gibt, als jenen Genuss der Doppelmeisterschaft, wenn der Meister den Meister ausspricht. Ruhm und Ehre dem alten wie dem jungen!“